Ende Oktober wird es Zeit, die Brendanus einzuwintern. Wir treffen uns am Wochenende in der Marina Genova: Stephan reist mit dem Motorrad aus der Schweiz an, ich komme mit dem Caddy aus Kroatien, wo ich bei unserer Ruby nach dem Rechten gesehen und nebenbei ein paar sonnige Herbsttage verbracht habe.
Das Wetter ist herrlich, und entsprechend viele Eigner machen sich an ihren Booten zu schaffen. Stefano, unser Nachbar zur Linken, rödelt besonders intensiv an seiner kleinen Rennjacht herum, bereitet den Spinnaker vor und spleisst die eine oder andere Leine neu. Auf unsere Frage teilt er mit, am folgenden Tag an einer Regatta vor dem Genua-Tower teilnehmen zu wollen.
Wir rüsten unser Schiff mit neuen Ruckfendern aus, die Stephan fachmännisch installiert. Später lese ich die Gebrauchsanweisung und stelle fest, dass die Festmacher für Ruderboote (!) geeignet sind, weniger allerdings für 5t schwere Segelyachten. Da müssen wir wohl nochmal beim örtlichen Ship-Chandler vorbeischauen…
Die Wetterprognose für den Samstag verheisst Sonne pur, aber wenig Wind. Bei abendlicher Pasta und Rotwein an Deck nehmen wir uns vor, der Brendanus noch einmal Auslauf zu gönnen, bevor sie ins Winterlager kommt.
Also stechen wir am nächsten Vormittag für einen letzten Daysail in See. Es sind etliche Segler unterwegs, und von weitem können wir auch die Regattaboote beobachten. Der Wind reicht für gemütliches Segeln, und die spiegelglatte Wasseroberfläche (die wir uns für unseren Überführungstörn im Juni gewünscht hätten) lässt uns einen winkenden Mondfisch erspähen. Wir segeln im T-Shirt, und das fast im November! Vor Arenzano dümpelnd (der Wind hat sich inzwischen verabschiedet) können wir einem Badestopp nicht widerstehen. Die Wassertemperatur zeigt unglaubliche 22,5 Grad. Leider sind wir aber umgeben von merkwürdigen Meereslebewesen, die wie eine Mischung aus Qualle und Wurm aussehen und sich abtörnenderweise eher wurmartig bewegen. Es gibt Myriaden davon. Wahrscheinlich irgendwelche Larven, denken wir, und können uns dann zunächst doch nicht entschliessen, ins Wasser zu hüpfen. Irgendwann erscheint das kühle Blau dann clean, und wir geniessen ein erfrischendes Bad mit Blick auf die ligurische Küste. Traumhaft!
Wieder an Bord, lassen wir uns von der Nachmittagssonne aufwärmen und tuckern nach einem ausgiebigen Picknick zurück in den Heimathafen. Brendanus macht irgendwie wenig Fahrt, aber das liegt wohl an den gigantischen Muschelbärten, die ihr in nur einer Saison an Bauch, Ruder und Schraube gewachsen sind.
Wir gleiten profimässig in unsere Box und erfahren von Stefano, dass er die Regatta als Zweitplatzierter beendet hat. Bravo!
Nach dem Einlaufgetränk wird unsere bellissima barca geduscht und abgetakelt. Skipper und Matrosin duschen anschliessend ebenfalls, takeln sich allerdings auf, um sich zur Feier des letzten Segeltages 2022 eine leckere Pizza in einem der Marinarestaurants schmecken zu lassen. Diese Aktion geht leider komplett in die Hose, da Vorspeise und Pizza nahezu ungeniessbar sind. Wir drehen noch eine Spazierrunde über die Stege und lassen den Abend bei einem Glas Rotwein ausklingen. Morgen verschwindet Brendanus unter ihrer Winterblache und wird wohl erst im nächsten Frühling wieder ausgepackt.
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