Wie glücklich wir uns schätzen können, ein eigenes Boot in der Marina Cres zu besitzen und flexibel zu sein, was Törnplanung und Auslaufzeit anbelangt, wird uns in den letzten Tagen wieder einmal mehr bewusst. Eigentlich wollten wir bei Südwind bereits Anfang der Woche die Fjorde Istriens erforschen. Im Verlauf sollte Ruby dann -gemäss Windvorhersage- nach Susak segeln und weiter, wohin der Wind sie bläst. Unsere treuen Leserinnen und Leser wissen aber mittlerweile, dass das mit den Wind- und Wetterprognosen so eine Sache ist...
Bei unserer Ankunft in der Marina am Samstag schwitzen wir ordentlich in der prallen Sonne beim Befestigen unserer neuen Lazybags und dem Aufriggen des Grosssegels. Und den 180 anderen To-Dos, die halt jedesmal so anfallen. Ruby ist aber schliesslich fast segelfertig, der Motor springt auf Anhieb an, und Goran bestätigt persönlich, dass alle Warmwasserschläuche neu konnektiert sind und ein erneutes Überschwemmungsdesaster somit nicht mehr vorkommen sollte. Einzig ein von Stephan aus der Motorbilge gefischtes Feuerzeug sorgt bei uns kurz für Unmut ob der nachlässigen Arbeit unserer Haus-und Hofwerft. Goran, damit konfrontiert, erkundigt sich gelangweilt: Oh, war es ein gelbes? Schuldbewusstsein gleich Null.
Abends schaffen wir es, völlig ausgepowert, gerade noch ins Marinarestaurant und stärken uns mit Pivo und einem Salat.
Am Sonntag werden Lebensmittel für den Törn gebunkert. Unsere Stegnachbarin von der LiberTina (Grüsse gehen raus 😉) hatte uns bereits wegen der exorbitant gestiegenen Preise im örtlichen Supermarkt vorgewarnt. Tatsächlich sind gewisse Produkte unglaublich teuer geworden. Man fragt sich, wie die Einheimischen sich das noch leisten können bei deren deutlich niedrigerem Lohnniveau.
Ich gehe daher auf Schnäppchenjagd und bevorzuge die Sonderangebote. Nur für ein Doppelpack Haushaltspapier muss ich sage und schreibe 5,50 Euro hinblättern.
Am Nachmittag trifft die Charterarmada aus Pula in Cres ein. Gegen Abend ist unser Besuchersteg bis auf den letzten Platz belegt. Neben uns macht eine 9er-Crew mit gigantischer Unionjack-Flagge fest. Wir plaudern nett und geben ein paar Insider-Reviertipps weiter.
Was die Windprognose angeht: Südwind stimmt auch am Montag noch, allerdings begleitet von ständigen Gewittern und Starkregenschauern. Und keine Besserung bis einschliesslich Mittwoch in Sicht. Was unsere Flexibilität angeht: kurzerhand beschliessen wir, das Auslaufen zu verschieben und stattdessen weiter an unserem Häuschen in Pernat zu werkeln. Da gibt es auch noch allerhand zu tun, bis wir uns kommende Woche mit meinem Bruder und seiner Frau dort treffen.
Also wettern wir in Pernat ab. Die Charterarmada wettert notgedrungen in der Marina Cres ab. Es schüttet wirklich wie aus Kübeln, und zwar den ganzen Tag. Montag, Dienstag und Mittwoch. Als wir aus Pernat zurückkommen, liegen immer noch fast alle am Steg. Die Engländer sind extrem frustriert, da ihr einwöchiger Chartertörn nun wohl aus Pula-Cres-Pula besteht. Dazwischen 3 Tage zu 9t unter Deck, da kommt nicht wirklich Freude auf.
Wir gehen im Regen an den Dorfstrand für einen Abend-Swim im 26 Grad warmen Wasser und bestaunen den Regenbogen über dem Pinienwald. Der Tag klingt bei einer Mimi-Pizza im Dorf aus. Ruby ist ready to sail, wir sind es schon längst. Fragt sich nur, wie wir der Charterarmada entkommen, die sicher geschlossen am Donnerstagmorgen gen Süden aufbrechen wird.
Was die Windprognose angeht: am Donnerstag schwacher Nordost. Oder Nord. Oder Südost. Je nachdem, welche App man befragt. Was die Flexibilität angeht: wir segeln einfach mal los und machen entspanntes Buchtenbummeln zwischen Kap Pernat, Zeça, Ustrine und wasauchimmer. Wir müssen ja kein Schiff zum Zeitpunkt X nach Pula zurückbringen.
Comentários