Nun also Richtung Cote d'Azur. Wir verabreden uns mit unserem Innerschweizer Freund Martin, der solo auf seiner 54 Fuss Ketch Amélie vor einer Woche zu seiner lange geplanten Weltreise aufgebrochen ist, für den Abend auf den Iles de Poquerolles vor Hyères. Dort wollen wir nach über 225 gesegelten Seemeilen einen ersten Ruhetag einlegen. Am frühen Nachmittag setzt schöner Raumwind ein und wir rauschen nur unter Genua dem Ziel entgegen. Martin funkt uns schon um 14.30 Uhr an, dass sein Anker sitzt - wir brauchen dann doch noch ein paar Stündchen und fordern Martin auf, auf seiner "Luxusyacht" schon mal die Getränke kalt zu stellen und den neu erworbenen Icemaker anzuwerfen. Da er auf seinem Zuhause allerlei stromfressende Gadgets am Laufen hat, hat Martin eine grosse Solaranlage mit sozusagen eigenem Kraftwerk installiert, um energiemässig Selbstversorger zu sein. Das ist schon sehr beeindruckend!
Was für eine Freude, als wir sein Schiff erblicken. Wir ankern direkt neben ihm in einer wunderschönen Bucht auf der Nordseite der Insel. Ziemliches Karibik Flair dort. Wir zählen rund 70 Yachten in unserer Bucht vor Anker in tiefblaue Wasser. Unsere Brendanus ist mit Abstand die kleinste aber auch die, mit dem meisten Charme. So ein bisschen wie ein alter VW Bully auf dem Campingplatz neben den Hymer-Mobilen....
Unser Einlaufbier nehmen wir auf Amélie und tauschen erstmal Seemannsgeschichten aus. Nach einem ausgiebigen Bad im 23 Grad warmen Wasser machen wir uns landfein und setzen mit Martin's Dinghi über auf die Insel. Wie wunderschön doch die Insel sich uns zeigt. Eine Mischung aus mediterraner üppiger Vegetation und lässigem Karibik Flair. Wir beherzigen den Rat des Kölners, den wir mit seiner Yacht im Hafen Gardian kennengelernt haben (er sah auch wie ein Gourmet aus....) und suchen das Restaurant Le Porquerollais. Dort speisen wir sensationelle Fisch- und Schalentiergerichte und fallen dann spät abends satt und zufrieden in die Koje.
Der nächste Tag ist Ruhetag. Wir werden vom Taxi Martin am Morgen nach einer sehr ruhigen Ankernacht abgeholt und gehen erstmal einkaufen, um dann am Abend den neuen Bordgrill auf der Amélie zu testen. Der ist aus Chromstahl 4 und erfüllt die allerhöchsten Erwartungen des Schweizer Weltumseglers.
Vor dem Bordgrillen allerdings noch ein sehr ausgedehnter Landgang. Die eingerosteten Glieder mal wieder nach 5 Seetagen zu bewegen tut sehr gut. Die Insel überrascht uns mit ihrer Schönheit und Flora. Überall blühende Pflanzen, ein richtiger Urwald. Zwischen den Bäumen lungern Fasanen gechillt herum, bis sie eines Tages dem einen oder anderen Franzosen vor die Flinte laufen und im Porquerollais im Kochtopf landen.
Wir sind uns sicher, dass wir an diesen Ort noch einmal segeln werden.
Im Hafen entdecken wir die Segelyacht Saemias, ein German Frers Design (eine Mystic 60),die zum Verkauf steht und uns sofort in ihren Bann zieht. Fix im Internet gegoogelt stellt sich heraus, dass die von 1989 stammende Yacht komplett renoviert wurde und praktisch in Neuzustand ist. Die hat es uns schon sehr angetan, aber unsere Flotte nochmal zu erweitern??? Zu gross und zu viel Komplexität..., aber träumen darf man ja doch noch.
Am Abend dann Grillen an Bord der Amélie. So eine 54er ist halt schon sehr komfortabel und hat viel Platz zum Leben. Sehr toll.
Wir verbringen einen wunderschönen Abend an Bord, wenngleich auch mit etwas Wehmut, da es sicherlich erstmal für einige Zeit sein wird, bis wir Martin und Binia mit ihrer Amélie wiedersehen werden. Wir planen, in einigen Jahren in British Columbia oder Alaska für einen Törn zuzusteigen. Stephan segelt sie vielleicht mit über den Atlantik, falls eine Hand gegen Koje benötigt wird.
Müde und mit tollen Eindrücken von den Iles de Porquerolle fallen wir in unsere cosy Koje.
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