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AutorenbildKerstin

Aufkreuzen

Vor Anker gilt der erste Blick am Morgen der Bugspitze. In welche Richtung mag sie zeigen? Daher kommt der Wind. Danach richten sich die weiteren Pläne, nachdem der Ist-Zustand (Bugspitze) mit dem Soll-Zustand (Seewetterbericht) verglichen und festgestellt worden ist, ob beide übereinstimmen oder nicht. An diesem sonnigen Morgen ergibt sich vollständige Kongruenz. Rubys Nase ist nach Nordwesten ausgerichtet, ganz wie prognostiziert. Der Wind pfeift schon ordentlich durch die Wanten. Die ersten Boote verlassen die Bucht, während wir noch beim Ingwertee sitzen. Der Nachbar aus Deutschland startet nach Süden, so wie die meisten anderen auch. Perfekte Bedingungen dafür! Uns hingegen steht ein Ritt gegen Wind und Welle bevor, denn wir wollen ja zurück nach Cres, bevor die Bora sich richtig aufbaut.

Im Ausgang der Bucht kurbelt der Skipper das Grosssegel nach oben. Wir haben uns bei 13 Knoten Wind vorn vornherein fürs erste Reff entschieden und lassen auch die Genua nicht vollständig raus. Ruby saust auf die Insel Lošinj zu, aber bald kann ich sie nur noch mit Mühe bändigen. Zeit für Reff 2. Das Reffmanöver klappt mittlerweile auch mit dem neuen Segel und der etwas anderen Reffkonstruktion reibungslos. Stephan muss sich allerdings mit der Lifeline sichern, da wir ganz schön auf der Seite liegen und die See ziemlich ruppig ist. Natürlich sind bei diesen Bedingungen auch die Schwimmwesten für uns Pflicht. Meist sind wir die einzigen Segler weit und breit, die da auf Nummer sicher gehen, aber wir fühlen uns damit einfach wohler.

Wir kreuzen bei herrlichem Wind zwischen Unije, Lošinj und Zeča auf, kommen aber nicht so richtig vom Fleck. Die Co-Skipperin wird langsam ungeduldig (ich hasse Aufkreuzen), und dann geht der Wind allmählich schlafen. Der Skipper verharrt in seinem ureigenen Optimismus und lässt sich erst zum Einholen der Genua und Starten der Maschine bewegen, als wir noch 0,5 Knoten Fahrt machen.

Der Rest der Strecke ist Routine. Kein Wind, kein Delfin, kein Spektakel. Und wo ist eigentlich die Bora? Bis jetzt macht sie noch keine Anstalten. Das macht es uns umso leichter, ein perfektes Anlegemanöver in der Marina Cres hinzulegen, obwohl die Mooringleine mir (trotz Handschuhen) wegen Muschelbewuchs die Finger blutig schneidet.

Beim eisgekühlten Anlegergetränk lassen wir unseren Kurztörn noch einmal Revue passieren und sind uns einig: Es wird einfach nie langweilig in diesem unserem Lieblingsrevier!


P.S.: Die Bora kommt erst 2 Tage später...


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