So haben wir uns das vorgestellt: Chill-Segeln und abends die italienische Küche geniessen. Nach einer einigermassen ruhigen Nacht gehts am nächsten Morgen weiter Richtung Portofino. "Einigermassen", weil des Nachts unser Schiff doch immer wieder aufs Heftigste schaukelt, obwohl nicht viel Wind von den Genueser Bergen ins Tal bläst. Der Grund zeigt sich am nächsten Morgen.
Der Hafen Genua Porto Antico ist zwar vor Winden gut geschützt, allerdings erzeugen die grossen Kreuzfahrtschiffe und die Riesenfähren, die sich wie Hochhäuser in das Hafenbecken direkt nebenan schieben, einen solchen Schwell, dass unser Schiff ziemlich unkomfortabel auf dem Wasser hin und her hüpft. Die Nacht ging also gerade mal so.
Weiter am nächsten Morgen Richtung Liguriens wohl bekanntestem Kleinod: Portofino. Zuvor die knapp 2 Seemeilen lange Hafen Ausfahrt Genua zwischen Riesenfrachtern Slalom fahrend, und dann lässig an der schönen Küste entlang segeln. Vor Camoglio dann die Sichtung zweier Meeressäuger, die nahe am Boot auftauchen, um dann langsam wieder zu verschwinden. Wohl eher wieder Pilotwale oder grosse Tümmler, da der gemeine Delfin mehrmals wieder auftaucht und sich auch schneller bewegt. Der Tag ist also schon mal gerettet, auch wenn die Matrosin unter Deck war und die Sichtung nicht bestätigen kann (oder will). Auch der subito eingelegte Badestopp führt leider nicht dazu, dass sich die Tiere wieder blicken lassen.
Egal, weiter gehts, teils unter Motor, teils unter Segeln, bis wir die Landspitze zur Bucht von Portofino runden.
Dort liegen viele Yachten vor Anker, vor allem grosse Motoryachten, aber auch einige Segler. Wir cruisen ein wenig durch die Boote und finden in der nächsten Bucht ein freies Plätzchen inmitten kleinerer und grösserer Schiffe. Der in erster Linie von vorbeifahrenden Motorbooten verursachte Schwell ist extrem unangenehm, aber das geht hier leider nicht ohne. Wir ankern trotzdem, beim 3. Versuch klappt es dann auch. Die Ankerkette verklemmt sich in der Ankerwinsch, so dass Skipper mit grossem Schraubenzieher und Hammer Hand anlegen muss, während Kerstin extremst angespannt das Boot ganz langsam durch die anderen Boote manövrieren muss, da der Anker auf ca 8m durchs Wasser schwingt..... Aber auch das Problem kriegen wir gelöst und der Anker fällt schliesslich auf 16m Tiefe nach 45 Minuten Manöver in sengender Hitze....
Gerade beim Anlegerbier, taucht neben uns die italienische Wasserpolizei, die Guardia Finanzia, auf. Skipper wird etwas unruhig, ob die wohl unsere Papiere sehen wollen.
Aber nein! Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt der unter maltesischer Flagge fahrenden Superyacht neben uns. Wir vermuten eine Oligarchenkontrolle, und tatsächlich werden die Besatzung und die Personen an Bord sowie die Papiere eingehend untersucht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit machen sich die Polizisten vom Acker. Anscheinend war XYwitsch nicht an Bord.
Wir kühlen uns nach der ganzen Aufregung erstmal ab, kochen uns danach ein leckeres Mahl (unter erschwerten Bedingungen) und hoffen, dass uns das Hin und Her Geschaukel in der Nacht doch ein paar Stunden Schlaf bescheren wird.
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