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AutorenbildStephan

Bordalltag

Aktualisiert: 2. März 2020

5.30 Uhr. Man wacht nach der gefühlt 187sten Drehung in der Koje auf. Man sieht seinen Atem, denn nachts sind die Kajüten nicht geheizt.

Der Duft nach frisch gebackenem Brot weht durchs Schiff. 1. Mate ist bereits um vier Uhr aufgestanden, um für das Wohl der Crew zu sorgen. Um 8.00 Uhr ist das tägliche Frühstück im Salon angesagt. Vorher kriechen nach und nach verschlafene Crewmitglieder aus ihren Schlafsäcken und unterziehen sich einer Katzenwäsche im Bad mit 2 Grad kaltem Gletscherwasser. Man schlüpft in zwei bis drei Schichten Merinowäsche (wer glücklicherweise hat) und trifft sich im kuschelig warmen Salon. Dort ist der Tisch schon mit Brot, Butter, Käse, Marmelade und Honig gedeckt. Dampfender Kaffee und Tee sind ebenfalls aufgebrüht. An besonderen Tagen werden wir auch mit Eiern, Leberwurst oder Erdnussbutter beglückt. Frische Früchte stehen bereit, solange der Vorrat reicht.


Beim Frühstück wird der Plan des Tages besprochen. Nach dem Ankerlichten begibt sich die Crew meist an Deck, selbstverständlich erst nach dem Anziehen weiterer Schichten und Ölzeug. Einige harren die meiste Zeit an Deck aus, andere verschwinden nach zwei Stunden wieder in den warmen Schlafsack ihrer Koje oder lesen im gemütlichen Salon. Bei "Walalarm" stürmen alle an Deck mit gezückten Kameras.


Mittags versorgt uns die Köchin entweder mit Salat und belegten Broten oder mit einem warmen Eintopf. Im Vorschiff lagern kistenweise Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Blumenkohl und andere Gemüse. In der Regel hilft ein Crewmitglied beim Kochen und ein weiteres beim Abwasch. Alle packen nach ihren Fähigkeiten, die durchaus unterschiedlicher Art sind, mit an. Dadurch lernt einer der Mitsegler, wie man eine Zwiebel schneidet!


Am Ankerplatz wird das Beiboot mit der Winsch ins Wasser gelassen. Das erledigt die Crew nach einigen Tagen sehr selbständig. Vorsicht ist vor den angriffslustigen Seeleoparden geboten, die laut unserem Skipper von Gummibooten sehr angetan sind und versuchen, in die luftgefüllten Wülste des Beibootes zu beißen. Deshalb wird das Dinghi nach Gebrauch jeweils direkt in die Höhe gezogen.


Am Ankerplatz gibt es das traditionelle Einlaufbier, eine gute Auswahl aus argentinischem und holländischem Stoff. Nach Landgängen oder Zodiac-Erkundungen trifft sich die Crew meist gegen 19.00 Uhr im Salon zum Kochen und Abendessen. In den Tiefen des Bootes lagern unermessliche Vorräte an argentinischem Rindfleisch bester Qualität. Ausserdem hängt bis zur Halbzeit des Törns am Achterdeck auch noch das inzwischen durch Wind, Salzwasser, Albatrosspucke und Walrotz stark gepökelte Lamm, das irgendwann vom Skipper in einem sensationell mundenden Barbecue zubereitet wird. Zum Abendessen wird meist leckerer argentinischer Rotwein gereicht, und die Crew tauscht sich in gemütlicher Runde über die Erlebnisse des Tages oder die Feinheiten der unterschiedlichen Kulturen aus. Das ist bei einem Mix aus Deutschland, Schweiz, Irland, Texas und Holland oft sehr lustig und spannend.


Irgendwann ruft der Mummel(Muffel) - Schlafsack und die Crew verzieht sich in ihre Kojen.

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