Natürlich brechen alle auf beim Anblick von blauem Himmel und nur einem Hauch von Ostwind. Am Steg herrscht rege Betriebsamkeit. Im Marinalädchen auch: um kurz nach 8 sind die legendären Marmeladencroissants fast ausverkauft. Ich erstehe 2 runde Vollkornbrote und eine Zahnpasta, danach ist es Zeit, die Moorings zu lösen. Die Charterarmada schwärmt bereits in alle Richtungen aus. Wir haben unseren ersten Stopp an der Tankstelle. Mit vollem Dieseltank strebt Ruby anschliessend in Richtung Kap Pernat, aber auf dem Weg werden noch die Segel gesetzt. Die leichte Brise aus Ost bringt uns anfangs auf einen perfekten Vorwindkurs, wenn auch nur mit 3,5 Knoten Geschwindigkeit. Die Charterer haben Stress (Freitag ist ja Abgabetag in Pula) und motoren an uns vorbei. Wir biegen ums Kap und erblicken freudig unser Leuchtturminselchen. Nun müssen wir uns entscheiden: steuern wir die traumhafte Ankerbucht vis-á-vis der Insel an und bleiben dort zum Baden und Übernachten, oder schliessen wir uns der Armada an und fahren bis Zeça, Unije oder Osor?
Bei einschlafendem Wind ist schnell klar, dass wir Qualität vor Meilenfressen setzen. Wir ankern im türkisblauen Wasser mit Blick auf den Leuchtturm und auf den Učka, die höchste Erhebung im Norden Istriens. Immer wieder eine atemberaubende Kulisse. Als der Anker fällt, sind wir noch ganz alleine in der Bucht. Im Laufe des Tages gesellen sich einige Tageslieger mit ihren Motorbooten und zwei andere Segler dazu. Ein grösseres Hallo verursacht ein Touristen-Exkursionsschiff mit vergnügten Nackedeis, die auf SUPs die Bucht unsicher machen und ihre Zipfel schwingen.
Wir amüsieren uns in der Gewissheit, dass der Spuk in wenigen Stunden vorbei sein wird.
Und tatsächlich: ein Böötchen nach dem anderen fährt zum Abendessen heim. Am Ende bleiben nur wir und ein anderer Segler übrig. Wir bestaunen einen unbeschreiblich flammenden Sonnenuntergang, beobachten ein einsam blökendes Strandschaf und machen es uns im Schein des aufgehenden Vollmondes zum Candlelight-Dinner im Cockpit gemütlich. Kaum vorstellbar, dass weiter südlich die Charterarmada um die letzten freien Bojen fightet!
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