top of page
AutorenbildKerstin

Drake-Shake oder Drake-Lake?

Die berühmt-berüchtigte Drake-Passage: eines der sturmreichsten Gewässer der Erde. In diversen Reiseberichten ist von „Wellen alpinen Ausmasses“ die Rede. Andererseits könne man auch Glück haben, so heisst es, und statt dem gefürchteten „Drake-Shake“ einen harmlosen „Drake-Lake“ erwischen. Drei Tage und Nächte auf See sind laut Reiseplan zu überstehen, bis wieder Land in Sicht ist.

Wie würde es uns ergehen? Skipper Henk hält sich eher bedeckt mit den Prognosen. Ist das gut oder schlecht? Die Crew tauscht sich über diverse mitgebrachte Anti-Seekrankheit-Medikamente aus. Ich klebe mir mal mein Pflaster hinters Ohr und harre der Dinge, die da kommen. Stephan will es ohne probieren. Der Ire betont „I‘m Irish“ und

nimmt ebenfalls nichts. Der Stuttgarter verzichtet auch auf Chemie, während der Pfälzer auf Stu.geron setzt. Was der Texaner macht, wissen wir nicht so genau.

Um es kurz zu machen: Die Drake-Passage fühlt sich ziemlich genau so an, wie ich befürchtet hatte. Nur: die Überfahrt dauert statt 3 leider fast 5 Tage. Die ich, was ebenfalls meinen Erwartungen entspricht, in meiner Koje liegend verbringe. Jeder Versuch, in den Salon zu gehen, um dort einen Cracker zu knabbern oder einen Tee zu trinken, scheitert an unüberwindlichem Übelkeitsgefühl. Also esse ich pro Tag im Liegen einen Apfel und trinke etwas Wasser. Entsetzlich die Momente, wenn man auf die Toilette muss. Allein sich die Hose herunterzuziehen, gleicht einem akrobatischen Akt bei Segeln auf der Kante und 6m Wellen...

Den Iren hat es am schlimmsten erwischt. Der Ärmste füttert bis zur Ankunft in Antarctica die Fische. Stuttgart und Texas, die sich eine Kajüte teilen, geht es nicht viel besser. Stephan hält sich wacker und sitzt viel an Deck, zusammen mit dem Pfälzer, der mit dem Stu.geron sehr zufrieden ist und sowieso meist an der frischen Luft anzutreffen ist. Die beiden erfreuen sich an den Wanderalbatrossen, die uns begleiten. Mir sind die Vögel ziemlich schnuppe, ich verwandle mich in einen Stein und sehne mich nach der Ankunft. Allerdings bin ich mittlerweile so geschwächt, dass ich es nicht mehr schaffe, in meine Koje hochzuklettern. Stephan und ich tauschen. Wir segeln auf Backbordbug, unsere Kabine liegt auf der Steuerbordseite. Wir liegen also im Prinzip nicht in unserem Bett, sondern die ganze Zeit im Leesegel, einer Vorrichtung, die verhindert, dass man aus dem Bett fällt. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, eine halbwegs bequeme Position einzunehmen. Alles tut weh. Die Frage „Warum genau machen wir das eigentlich?“ kommt immer häufiger auf. Ach ja: die letzte Dusche hatten wir in Ushuaia!

Ab Tag 4 geht es mir deutlich besser. Ich sitze regelmässig im Salon und kann auch wieder essen. Dafür ist Stephan nicht mehr so fit und geht früh zu Bett. Im Salon taucht von Zeit zu Zeit ein blasses Gesicht eines der Mitsegler auf, um sich einen Cracker zu holen. Nur der unerschütterliche Pfälzer scheint die Reise bereits irgendwie zu geniessen.

Unser Skipper ist die ganze Zeit völlig tiefenentspannt und lässt die gute Sarah mit Autopilot einem schwimmenden Panzer gleich durch die Wellenberge pflügen. Wir fühlen uns zu 100% sicher.

119 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Tops und Flops

Kap Hoorn

ความคิดเห็น


Beitrag: Blog2_Post
bottom of page