top of page
AutorenbildKerstin

Flaute, Böen und die falsche Insel

Während Stephan am Morgen die Gelegenheit nutzt und beim neu eröffneten Bäcker von Osor frische Frühstücksbrötchen organisiert, erledige ich mit Zdenko die Finanzen. Er: Wie lang ist Boot? Ich: 12 Meter. Er: ok, dann 60 Euro. Er geht zum Stegnachbarn, unterdessen hole ich das Portemonnaie unter Deck. Als Zdenko nach 3 Minuten wiederkommt, überreiche ich ihm eine 100ernote. Er gibt mir 30 Euro zurück. Ich: Äh, ich dachte 60 Euro? Er: Ach ja stimmt, ok! Und streckt mir noch einen 10er entgegen….

Nach dem Frühstück verlassen wir Osor nach Süden, nicht ohne zuvor den morgendlichen Brückenschwenk aus nächster Nähe beobachtet zu haben. Eine ganze Anzahl von Booten ist bereits unterwegs, aber nichts Spektakuläres passiert.

Philip manövriert uns durch die schmale Fahrrinne bis Nerezine. Nun warten wir auf Wind. Wir spüren ein zaghaftes Lüftchen aus Norden hinter den Ohren und gönnen unserem Schiff sanftes Genuasegeln. Wir kommen langsam voran und werden ständig von Delfinen begleitet, deren Anwesenheit wir allerdings nur fühlen, aber leider nicht zu sehen bekommen.

Ruby gleitet, grösstenteils mit Motorunterstützung, an Mali und Veli Lošinj vorbei. Als wir Kurs auf Silba nehmen, wo wir in der Ankerbucht Sv. Ante übernachten wollen, kräuselt sich das bisher spiegelglatte Meer deutlich, und wir bekommen schönen Westwind. Alle Boote einschliesslich unserem haben in Nullkommanichts die Segel oben. Kaum übernimmt Cora das Ruder, frischt der Wind in Böen so stark auf, dass Ruby sich gleich mal auf die Seite legt. Währenddessen hat Stephan eine Videokonferenz unter Deck. Wir können das Schiff nur noch mit Mühe auf Kurs halten und entscheiden daher zu reffen. Dazu muss der Skipper leider seine TelKo unterbrechen, was er natürlich mit Freuden tut. Im ersten Reff liegt Ruby wieder stabil im Wasser. Es folgt eine kurze Phase Genussegeln, bis der Wind wieder einschläft.

Cora entdeckt bei einem Kontrollgang eine komische Flüssigkeit in der Motorbilge, die sich allerdings als Überbleibsel von dem ausgelaufenen Wassertank entpuppt. Dennoch dürfen die Männer wieder pumpen. Stephan kommuniziert per Mail mit Goran und stellt die Frage, ob es eigentlich irgendein Segelboot gäbe, mit dem man pannenfrei einen Segeltörn absolvieren könne. Gorans lapidare Antwort: No. The bigger the boat, the bigger the problems.

Nun denn.

Irgendwann realisieren wir, dass wir trotz ultimativer Revierkenntnisse nicht vor Irrtümern gefeit sind. Vor lauter Begeisterung über den schönen Wind haben wir die ganze Zeit Kurs auf die falsche Insel genommen! Wir haben Premuda mit Silba verwechselt. Bei so vielen Inseln kann man schon mal den Überblick verlieren. Also ändern wir entsprechend die Richtung und erreichen im Laufe des Nachmittags unser Bojenfeld auf Silba. Mit Cora am Steuer fangen wir auf Anhieb eine Boje und geniessen den Rest des Tages badend, dösend und Schnitzel essend. Wieder einmal: wer braucht schon die Karibik! Cora und Philip machen eine Seegurkenschlacht. Auf einen Landgang hat niemand mehr Lust.



38 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Italien verfolgt uns

Comments


Beitrag: Blog2_Post
bottom of page