Ustrine ist eine unserer Lieblingsbuchten, weil man bei jedem Wind einen sicheren Ankerplatz findet. Meist hat man die Bucht für sich alleine. Selten gesellt sich eine weitere Segelyacht dazu, die noch eine Nacht auf Cres vor der Überfahrt nach Istrien verbringt. Jedenfalls lieben wir die Stille und auch ein wenig den Blick auf Osor und den markanten Televrin, den Hausberg der Insel Lošinj.
Heute ist der letzte Törn-Tag, und wie meistens erweist sich die Windvorhersage allenfalls als grober Anhaltspunkt. Wir erwarten wenig Wind aus nördlichen Richtungen für unsere Heimfahrt nach Cres und rechnen mit Motoreinsatz. Gegenan halt.
Als Ruby die Nase gen Norden richtet, haben wir überraschenderweise Halbwind. Nichts wie hoch mit dem Tuch! Bei 12-15 kn lacht das Herz der Steuerfrau! Wir surfen an Zeça vorbei, immer noch ohne Delfinbegegnung. Unser leicht lädiertes Rigg wollen wir nicht überfordern und gehen deshalb nicht zu hart an den Wind. Der Skipper refft vorausschauend die Genua, damit Ruby nicht zu dolle krängt. Trotz doppelt gerefftem Gross und Reff in der Genua kommen wir auf bis zu 7 kn Fahrtgeschwindigkeit. Heissahussa!
Irgendwann wird es aber zu viel Hussa, die NO-Böen legen unser Schiff ordentlich auf die Backe. Da wir bereits Erfahrung mit Vorstagbruch, Ruderbruch und Motorschaden haben, können wir auf Mastbruch ganz eindeutig verzichten. Stephan übernimmt das Steuer, und bei weiter auffrischendem Wind und zunehmenden Schaumkronen wird schliesslich die Genua eingeholt. Wir befürchten sonst zu viel Druck auf den Wanten. Ein bisschen fuchst es uns natürlich schon, dass wir von anderen Seglern überholt werden, aber das Risiko ist zu gross.
Doch alle, die an uns vorbeigesegelt sind, haben die besondere Show verpasst: vor der kleinen Leuchtturminsel springen Delfine aus dem Wasser! Und zwar ganz raus, von Kopf bis Fluke sozusagen! Wir folgen ihnen in gebührendem Abstand und erfreuen uns an ihren Kapriolen. Hatten wir doch befürchtet, dass alle Kvarner Delfine seit der Pandemie nach Venedig ausgewandert sind…
Beschwingt umrunden wir Kap Pernat und trudeln mit Motorunterstützung in der Bucht von Cres ein. Vor den Augen einer Berner Chartercrew legt der Skipper mal wieder ein tadelloses Anlegemanöver hin. Ruby wird geduscht (was wir seit 4 Tagen nicht mehr getan haben), und am Abend wird für uns zur Entspannung in der Marina die Sauna angeheizt. Das Leben könnte schlechter laufen!
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