Die Nacht vor Premuda ist unglaublich heiss. So heiss, dass der Skipper ins Cockpit flüchtet und sich auf der knapp 40cm breiten Cockpit-Bank ein Lager herrichtet. Die knappe Breite ist an sich nicht das Problem, aber wohin mit den Armen? Kann man den der Cockpit-Wand zugeneigten Arm noch irgendwie unterbringen, so fällt der andere doch immer wieder ins Cockpit. Die Idee der Chef-Matrosin, den Daumen in die Schlaufe der Hose einzuhängen, bedingt zunächst, eine solche anzuziehen. Die Idee ist an sich gut, hält aber immer nur bis zum Einschlafen, da dann Finger und Hand erschlaffen, aus der Hosenbundschlaufe fallen und der Arm dann wieder leblos im Cockpit baumelt. Die so mehr schlecht als recht verbrachte Nacht wird um fünf Uhr morgens jäh durch den Lärm mehrerer ablegender italienischer Yachten unterbrochen. Warum müssen Italiener eigentlich (fast) immer laut sein bei ihren Aktivitäten? Ob beim Anlegen, Ablegen, Kanufahren, SUP-Versuchen,..... gefühlt ist da immer ein Geschnattere und Lärmpegel, der doch deutschen Touristen auf Mallorca vergleichbar ist.
Wir starten gegen 10 Uhrnach einem guten Frühstück Richtung Norden. Tagesziel noch unbekannt. Vielleicht die Bucht Liski auf der Insel Losinj oder doch Unije. Wind ist nicht viel vorhergesagt, so dass wir uns auf gemütliches Motoren einstellen. Kaum aus der Bucht von Premuda, frischt der Wind jedoch auf. Und zwar ordentlich. Schon erschallt das Kommando "Segel hissen!" Da sich schon einige Schaumkronen auf dem noch recht glatten Meer abzeichnen, bindet der Skipper das 2. Reff ins Gross-Segel und in die Genua ein. Die richtige Entscheidung! Der Wind nimmt weiter zu und Ruby segelt stark gerefft wie auf Schienen hart am Wind. Die Schräglage ist sehr ordentlich - so, dass es uns unter Deck Pfannen und Töpfe aus den Schränken haut. Was für ein wilder Ritt! Viele Segler um uns herum haben schon die Segel geborgen und motoren gegenan. Wir aber haben einen Höllenspass bei dieser Fahrt - und volles Vertrauen in unser tolles Schiff. Wir machen teilweise bis zu 7 Knoten Fahrt, teilweise aber auch viel weniger, da Strömung und Wellen aufkommen. Die Wellen sind ein sehr konfuses Durcheinander mit (hier in Kroatischer Küstennähe doch eher seltenen) bis zu 2m Wellenhöhe. Nach einigen Stunden schönster, aber auch anstrengender Segelei erreichen wir die Einfahrt von Mali Losinj. In der dortigen Bucht Artatore, wo es ein gleichnamiges Feinschmeckerrestaurant gibt, haben wir noch nie geankert. Also wollen wir uns das mal anschauen. Wir segeln bei immer noch 18 Knoten Wind in die Bucht hinein, befinden diese als sehr schön und noch nicht zu voll, so dass wir uns spontan dazu entscheiden, den Anker am noch fast leeren Westufer fallen zu lassen. Den Besuch im Restaurant skippen wir mangels (1) sauberer Kleidung und (2) kaputtem Dinghi. Wir entscheiden uns für ein einfaches Mahl an Bord - wahrscheinlich wäre im Restaurant sowieso kein Platz frei gewesen.
Wir stellen uns an unserem ruhigen Plätzchen auf einen sehr gechillten Abend und eine ruhige Nacht ein, als am Horizont 4 Stangensegler auftauchen. Die werden doch nicht.... Tatsächlich, eine kleine Flotille, die schon von weitem als Italiener auszumachen sind (der aufmerksame Leser weiss, warum) und die alle vier direkt neben unserem Boot ankern und sich als Viererpaket zusammenschnüren. Ca 25 junge Italienerinnen und Italiener. Wir befürchten Partygewummer, Halligalli, gepaart mit Alkoholexzessen bis in die frühen Morgenstunden. Stattdessen machen die Crews ihre Boote sehr professionell fest, um dann mehrstimmig italienisches Liedgut zum besten zu geben und friedlich um 23.00 Uhr die Segel zu streichen.
Es gibt halt doch nicht nur Gröl-Besäufnis-Crews. Wir geniessen den Abend bei Gespritztem und verbringen eine ruhige Nacht.
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