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AutorenbildKerstin

Klein Hamburg mediterran


Das Feuerwerk zum 1. August muss ohne uns stattfinden, wir sind in Italien. Nach unserem Überführungstörn vom Juni wollen wir herausfinden, was sich in der Umgebung von Sestri Ponente mit der

Brendanus an einem Wochenende stressfrei ersegeln lässt. Wir träumen von Portofino, aber gibt es dort in der Hochsaison überhaupt einen Liegeplatz für uns? Da ich, je näher der Abreisetag rückt, immer unruhiger werde und uns in einer ungeschützten Bucht mit 50 ankernden Nullcheckern bei 2m Schwell und 35 Grad Hitze (von Moskitos ganz zu schweigen) übernachten sehe, erbarmt sich mein Mann und bemüht sich um die Reservierung eines Hafenplatzes. Portofino, Santa Margherita Ligure, Rapallo, egal. Nicht, dass ich es geahnt hätte: sorry no availability.

Wir fahren halt mal los, es wird sich schon was finden.

Die Idee hinter der Homebase in Sestri Ponente war ja, dass die Anreise so schön kurz ist. Maximal 4 Stunden, das lohnt sich auch für ein Wochenende. Der Caddy ist beladen, wir sind fast ein wenig in Ferienstimmung. Abfahrt ist abends, damit wir spätestens um Mitternacht in der Koje auf der Brendanus liegen.

Der erste Stau ereilt uns am Gotthard. Nicht, dass man es nicht hätte ahnen können. Dann wieder hinter Lugano. Hinter Como. Um Milano läuft es überraschenderweise super, so dass wir trotz strömenden Regens guter Dinge Richtung Genova cruisen.

Der letzte kurvige Autobahnabschnitt wird nochmal fordernd, aber dann zeigt das Navi an: Ziel erreicht in 8 Minuten. Juhuu! Wir besprechen, bei Ankunft schnell die Lebensmittel im Kühlschrank zu verstauen und direkt schlafen zu gehen. Alles weitere dann morgen. Tja, wäre ein guter Plan gewesen. Fahrzeit trotz Stau etwa 4 Stunden 15. Leider ist unsere Autobahnausfahrt Richtung Aeroporto gesperrt. Wir müssen weiterfahren bis Genua. Das Navi checkt gar nichts mehr und will uns immer wieder auf die gesperrte Autobahn lotsen. Mit Google Maps gelingt es mir entnervt, uns durch die Stadt wieder Richtung Flughafen/Marina zu lotsen. Die Stimmung ist so mittel. Es ist fast Mitternacht. Immerhin hat es aufgehört zu regnen. Fast sind wir da, als uns gelbe Schilder mitteilen, wir müssten zur Marina eine Deviazione nehmen. Die ist prima ausgeschildert, muss man sagen. So prima, dass wir gefühlt eine Stunde im Kreis fahren. Keine Marina in Sicht. Die Tante im Navi schreit förmlich BITTE WENDEN, und Stephan legt einen astreinen U-Turn auf der 4spurigen Strasse hin, den hoffentlich kein Carabiniere gesehen hat. Irgendwann stehen wir erschöpft vor der Schranke des Marinaparkplatzes. Der Wärter fragt nach unsrer Access Card. Die wir nicht haben. Hätte er uns den Zugang verwehrt, ich wäre vermutlich Amok gelaufen. Aber er hat ein Einsehen und öffnet die Schranke. Auto ausräumen, Boot aufschliessen, Strom installieren, Bett beziehen, Kühlschrank füllen, in die Koje fallen. Wir sind zu fertig, um das Konzept der schnellen Anreise hinterfragen zu können.

Der neue Tag startet um 7, und weil die Sonne scheint und wir in Italien und auf unserem Schiff sind, ist alles wieder gut. Fast alles. Der Wetterbericht prognostiziert nämlich schwere Gewitter mit Sturm bis 40 Knoten ab dem Nachmittag. Wollen wir da wirklich mit 50 Nullcheckern in einer ungeschützten Bucht……..?

Also kommt der spontane Plan B zum Zuge. Wir machen in aller Ruhe die Brendanus segelfertig und nutzen die leichte Vormittagsbrise für perfektes Genusssegeln nach Genua City. Dort hat Stephan uns einen Übernachtungsplatz im Porto antico reserviert.

Unter vollem Tuch können wir Brendanus ein paar Stunden lang richtig entspannt laufen lassen und mit einem gekonnten Beilieger sogar einen Badestopp in the open geniessen. Das Wasser hat unglaubliche 29 Grad! Wenn man ausblendet, dass deswegen die Fische sterben, badet es sich richtig, richtig nice!

Doch schon bald türmen sich von Westen her die Gewitterwolken auf. Wir holen die Segel ein und tuckern die lange Einfahrt in den Hafen von Genua Stadt entlang. Da kommt schon ein bisschen Hamburg-Feeling auf bei den ganzen Kränen und Container-Riesen, wenn die Hintergrundkulisse nicht eindeutig mediterran anmuten würde.


Um halb drei liegen wir fest und geschützt im alten Stadthafen von Genua und freuen uns auf ein ligurisches Abendessen in der Città.




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