Und täglich grüsst die Wetter-App.
Wir befragen regelmässig Windy&Co, oft mit dem ernüchternden Resultat, dass die Windvorhersage, die uns vor ein paar Stunden noch entspanntes Segeln und eine ruhige Nacht in der avisierten Bojenbucht versprochen hat, inzwischen ziemlich genau das Gegenteil erwarten lässt. Unsere Idealvorstellung ist, nach Port Lligat am Cabo Creus als nördlichstem Punkt unseres Törns zu segeln, damit wir zum Abschluss traumhafte Landschaft mit idyllischem Fischer-Künstler-Städtchen (Cadaques) verbinden können. Beides haben wir bereits auf dem Landweg erkundet und für sehr reizvoll befunden.
Aber ist das überhaupt machbar? Plötzlich haben wir wieder Wind aus nördlichen Richtungen, gegenan ist wohl unser Schicksal. Doch die mittelfristige Prognose lässt auf Südwind für die letzten Tage am Kap hoffen und somit auf ruhiges Wasser in der Bucht von Port Lligat.
Doch bis dahin müssen wir noch einige Seemeilen im Kielwasser lassen. Der angefragte Hafen in Llafranc hat keinen Platz mehr frei, also heisst unser nächstes Etappenziel Port D‘Aro. Diese Marina liegt in einer Art Flussmündung und gefällt uns ganz gut. Am späten Nachmittag stürzen wir uns zur Erfrischung am grobkörnigen Sandstrand in die Fluten.
Angenehmes Halbwindsegeln bringt uns tags darauf in den Yachthafen von L‘Estartit, wo wir voraussichtlich zwei Nächte bleiben werden, da es heftigen Nordostwind abzuwettern gilt. Die Marina liegt reizvoll eingebettet in eine Hügellandschaft, Ortschaft und Strand sind auch nett.
Wir wollen im Schutz des Hafens endlich mal unser Dinghi zu Wasser lassen und den nagelneuen Aussenborder testen. Das Projekt scheitert beinahe an der insuffizienten Fuss-Luftpumpe, mit der Stephan gefühlt einen halben Tag braucht, um das Beiboot mit Luft zu füllen. Oder ist irgendwo ein Loch drin? Im ortsansässigen Bootszubehörladen werden leider keine Luftpumpen verkauft, und die ausgeliehene solche vom freundlichen Franzosennachbarn hat kein passendes Ansatzstück….. Irgendwas ist halt immer. Wenigstens können wir am Ende des Tages das leidlich aufgepumpten Bötchen mit dem auf Anhieb PERFEKT schnurrenden Aussenborder bestücken und eine Runde durch den Hafen drehen.
Der Folgetag beginnt mit einem Morning-Swim bei bedecktem Himmel in der atlantikwürdigen Brandung von Estartit. Wasser und Luft haben etwa die gleiche Temperatur, es kommt uns gar nicht kalt vor.
Dann ist Chillen angesagt. Wegen Starkwind und entsprechender Welle ist eine Dinghifahrt zu den vorgelagerten Islas Medas, einem bekannten Tauchspot, nicht möglich.
Abends kehren wir in einem von Trip-Advisor für seine vegetarischen Gerichte und seinen überaus freundlichen Service gelobten indischen Restaurant ein. Das Essen schmeckt lecker, aber servicemässig haben wir wohl einen der schlechteren Tage erwischt. Trinkgeld gibts dafür jedenfalls nicht.
Am nächsten Tag lacht wieder die Sonne vom blauen Himmel durch die Luke. Auf zu den Medas-Inseln! Dort soll man stundenweise eine Boje mieten können. Ein Tauchboot nach dem anderen verlässt bereits die Marina, so dass wir uns sputen wollen, um nicht leer auszugehen.
Tatsächlich erwischen wir noch eine freie Boje, packen die Schnorchelausrüstung aus und hüpfen ins Wasser. Was für ein Highlight! Ich kann mich nicht erinnern, im Mittelmeer schon mal an so einem attraktiven Schnorchelspot gewesen zu sein. Es wimmelt von unterschiedlichsten Fischschwärmen in allen Formen und Farben, die sich teils im Seegras tummeln, teils durch bizarre Fels-und Höhlenformationen schwimmen. Wir entdecken sogar riesige Zackenbarsche, sicher einen Meter lang. Allerdings muss man auf der Hut sein, den Feuerquallen nicht zu nahe zu kommen.
Ich mache als einzige einen zweiten Durchgang (das Wasser ist doch etwas frisch) in der Hoffnung auf eine Oktopussichtung. Irgendwo in der Tiefe erspähe ich sowas wie Tentakel, aber es gibt keine Zeugen… Dafür darf ich eine monströse schwarze Seeschnecke beobachten.
Später gleitet die Brendanus bei flachem Wasser und 12 kn Wind bis in die Cala Montgo, wo wir endlich eine Nacht vor Boje verbringen werden.
Medas Islands, das musste ich gleich mal googeln. Hört sich toll an!