Osor ist ein Must auf unseren Kroatien Segeltörns. Im Grunde genommen würden wir wohl nicht in Kroatien segeln, wäre Kerstin nicht vor fast 40 Jahren auf dem Campingplatz in Osor gestrandet und hätte sich in die dortige Umgebung verliebt. Schon vor unserer Segellei sind wir häufig auf dem Campingplatz gewesen und haben viele schöne Erinnerungen an diesen Platz.
Also starten wir von der Blumen-Insel Ilovik bei zunächst gutem Südwestwind Richtung Osor, nehmen aber schon nach einiger Zeit den Motor zu Hilfe, als der Wind einschläft und stellen die Bugspitze Richtung Kirchturm von Osor, der in weiter Ferne auftaucht. Die Anfahrt von Süden ist immer wieder ein wenig tricky, da der Wasserstand im Südbecken vor Osor teilweise nur 2.50m beträgt und man sich sehr mittig in der Fahrrinne halten muss.
Angekommen schnappen wir uns gekonnt beim ersten Anlauf eine der freien Bojen (die von Jahr zu Jahr abgerissener aussehen - anscheinend möchte der Marinabetreiber Stenko die Boote lieber am Steg als vor Boje haben). Für die Nacht und den nächsten Tag ist starker Südwind - "Jugo" - angesagt und wir beschliessen, zwei Nächte vor Boje zu bleiben und uns am "Jugo-Tag" die Beine im Örtchen etwas zu vertreten. Nachdem das Beiboot zu Wasser gelassen ist, kommt wieder das Thema "Aussenborder" auf. Diesmal aber macht das Teil keine grossen Zicken - der Skipper hat nämlich inzwischen (mit tatkräftiger Fernwartungsunterstützung durch Segelfreund und Mechanikerguru Martin) herausgefunden, dass es am Aussenborder noch einen Benzinhahn gibt, der beim Startvorgang tunlichst offen sein sollte .....
Die zwei Tage in Osor vergehen wie im Fluge. Ein Besuch auf dem historischen Campingplatz und ein Schwätzchen mit unseren altbekannten Luxemburg/Slowenien/Kanaren-Freunden, die auch schon seit Generationen auf den beschaulichen Campground kommen und einige Runden im Dorf - und schon ist es wieder Abend. Dazwischen Südwinde mit bis zu 35 Knoten, die eine feucht-schwüle Luft bringen. Aber die alte Boje hält und auch unsere österreichischen Bojennachbarn mit ihrer sehr schönen klassischen Segelyacht werden "nur" bis auf einen Meter an uns getrieben - was zu erhöhter Nachtwache und einigem Herzrasen beim Skipper führt.
Am nächsten Morgen der obligatorische Brückenschwenk. Jeden Tag um 9.00 und um 17.00 Uhr öffnet sich die Kanalbrücke in Osor für Boote. Zuerst fahren die Boote aus Süden, danach aus Norden. Zur Hauptattraktion des Dorfes versammeln sich die Dorfbewohner und die Camper an der Brücke und beklatschen und bestaunen die durchfahrenden Schiffe. Mit unserer langjährigen Erfahrung (sowohl als Camper-Zuschauer als auch als Durchfahrer) sind gewisse Verhaltensweisen deutlich erkennbar: der Italiener (ob mit Motor- oder Segelyacht) drängelt sich immer vor und fährt regelmässig viel zu schnell. Die Schweizer sind in der Regel früh parat und warten ab. Russische und tschechische Crews mit ihren grossen Charterbooten fahren unbeirrt, manchmal rücksichtslos ihren Weg. Die Österreicher und die Deutschen sind oft etwas hektisch und versichern sich mehrmals, dass die angegebene Mindestwassertiefe von 2.50 auch wirklich stimmt. Noch etwas anderes fällt auf: je älter der Skipper, desto notwendiger wird die Dreiecksbadehose. Teilweise ist vor Leibesfülle kaum noch Stoff zu sehen, was natürlich von den Zuschauern am Kanal mit entsprechendem Beifall beklatscht wird.
Da wir das Spektakel ja schon zigfach miterlebt haben, bleiben wir ruhig an unserer Boje bis die Brücke auf ist und die ersten Boote durchgefahren sind. Dann fahren wir mit hohem Speed gegen eine gut 4 Knoten starke Strömung durch den engen Kanal - auch für den erfahrenen Kanalfahrer immer wieder eine kleine Herausforderung.
Hinter dem Kanal erwartet uns ein schöner Westwind - der "Seglerwind", der uns zügig Richtung Norden bringt. Vor der Insel Zeca dann endlich zum ersten Mal auf unserem Törn der Ausruf: Delfine!
Welch Spektakel! Insgesamt 4 Delfine begleiten uns rund 20 Minuten. Ein tolles Schauspiel. Inzwischen hat der Wind aufgefrischt auf fast 20 Knoten und wir müssen ein erstes Reff einbinden. Bei diesem Manöver schwimmen die Delfine längsseits am Bug auf jeder Seite auf dem Rücken, drehen uns ihre Bäuche zu und geben ihre Pfeifgeräusche von sich. Sensationell! Wir sind super happy - ein Kroatientörn ohne Delfine, das wäre nicht gegangen. Wir steuern nach der berührenden Begegnung bei bestem Segelwetter weiter Richtung Norden auf unseren Lieblings-Leuchtturm zu.
Am Nachmittag laufen wir dann die Bucht von Valun an. Wir ankern vor dem angeblich besten Restaurant auf der Insel Cres, dem Na Moru, in dem es dann am Abend köstliche Fischspezialitäten und guten Wein zum Abschluss unserer Reise gibt.
So neigt sich ein schöner Törn dem Ende zu. Am nächsten Morgen brechen wir das kurze Stück zu unserem Heimathafen Cres auf, um die Ruby wieder aufzuklaren und frisch zu machen. Wir haben diesmal viele neue Orte entdeckt, sind erstmals nördlich um Cres herumgesegelt und haben wieder eine tolle Zeit auf unserer Ruby verbracht.