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AutorenbildStephan

Pack die Badehose aus....

Von Port Lockray aus motoren wir zu den Melchior Islands. Es ist ausnahmsweise mal richtig feucht-kalt. Der Wind-Chill Faktor und kurze, aggressive Wellen bescheren uns eine ungemütliche Überfahrt. Abends ankern wir vor den Melchior-Islands an einem wunderschönen Ankerplatz, vis-a-vis einem schon gehörig schräg stehenden Eiskoloss, den wir argwöhnisch beobachten. Plötzlich kommt ziemlicher Gruppendruck auf: der Pfälzer und der Stuttgarter möchten einen "Abend-Swim" vom Boot aus machen und holen sich ihre Badehose. Auch der hartgesottene Ire will mitziehen. Stuttgarter und Ire gehen von der Badeleiter ins 1 Grad (!) kalte Wasser, tauchen kurz bis zum Hals ein und kommen wie der Blitz wieder die Leiter hoch geklettert. Sie wickeln sich erfrischt und stolz in ihre muffelnden Handtücher. Das muss doch zu machen sein, denke ich und packe meine Badehose aus. Auf der Badeleiter stehend, berühre ich mit dem rechten grossen Zeh die Wasseroberfläche - und zucke direkt zurück. Selbst das Eisbad nach der Sauna ist um ein Vielfaches wärmer als das antarktische Gewässer. Ich lasse mir aber nichts anmerken, steige todesmutig von der Leiter ins Wasser und tauche ab. Sofort gefrieren mir gefühlt alle Gliedmassen und ich fürchte, direkt zu einem Eisblock zu mutieren. Ich bewege mich wild und kraule eine halbe Bootslänge zum Schlauchboot. Der Rückweg ist kaum zu schaffen. Unter Auferbietung meiner letzten Kräfte erreiche ich die Badeleiter und hangele mich mit Hilfe des Iren zurück an Bord. Die Mitsegler spenden Beifall und ich bin stolz, die "Antarktis-Prüfung" bestanden zu haben. Jetzt ist der Pfälzer an der Reihe. Als geübter Rettungsschwimmer lässt er es sehr langsam angehen. Er benetzt erst Arme und Beine und kommt noch einmal ganz aus dem Wasser. Dann geht es los. Elegant lässt er sich hineingleiten und schwimmt langsam und unter Bewunderung aller Beobachter eine komplette Runde ums Boot (das sind immerhin ca. 35 m). Das hat bislang laut unserem Skipper noch keiner geschafft, und der Pfälzer darf sich jetzt "Rekordhalter des südlichen

Eismeeres" nennen. Noch über eine halbe Stunde nach seinem Rekord-Swim wird er im Salon vor sich hinzittern, bis er endlich wieder auf Normaltemperatur ist. Nach diesem südlichsten Badeerlebnis verbringen wir eine sehr ruhige Nacht in der geschützten Bucht und freuen uns auf den nächsten Morgen, an dem wir die Insel erkunden wollen.

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