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AutorenbildKerstin

Wochenendschiff: erstes Fazit

Ein Boot am Mittelmeer, mit dem man mal an einem verlängerten Wochenende entspannt segeln und nebenbei italienische (Ess)Kultur geniessen kann, das wollten wir mit der Überführung der Brendanus von Spanien nach Italien realisieren. Nach unserem ersten Wochenendtrip ziehen wir durchweg eine positive Bilanz. Trotz der etwas chaotischen Anreise trafen wir die Brendanus praktisch „ready to sail“ an ihrem Liegeplatz vor. Die wenigen Lebensmittel, die man für so einen Kurztrip braucht, hatten wir von zu Hause mitgebracht, ebenso Getränke. Einen Supermarkt gibt es nämlich in der Marina Genova unverständlicherweise nicht. Alles ist schnell im Schiffsbauch verstaut, so dass es nur weniger Vorbereitungen bedarf, um in See zu stechen.

Ein echtes Highlight war der Abend und die Übernachtung im Porto Antico von Genua, eigentlich des Wetters wegen aus der Not geboren. Bei unseren wenigen Stippvisiten in Genua hatten wir uns bisher nur in der Hafengegend und beim Aquarium aufgehalten. Diesmal, beraten von Tripadvisor, verschlug es uns in die Gassen der Altstadt, um in einem Genoveser Resraurant typische ligurische Spezialitäten zu schlemmen. Sofort waren wir begeistert vom spröden Charme der Stadt, die im Vergleich zu anderen italienischen Grossstädten ein eher mässiges Image besitzt. Zu dreckig, zu laut, zu wenig in Schuss gehalten. Und ja, da bröckelt so manche Fassade, aber eine urige Beiz, ein heimeliges Restaurant reiht sich ans andere. Dazwischen Kirchen, Piazze, die Fakultät für Architektur der Universität, Eisdielen ohne Ende - aber wenige Touristen. Wir fanden einen lauschigen Platz zum Einkehren und wurden von der freundlichen Bedienung mit Pesto Genovese und anderen ligurischen Köstlichkeiten incl. vino bianco verwöhnt. Hätte uns nicht die Müdigkeit in den Knochen gesteckt, wären wir sicher noch für einen Absacker irgendwo hängen geblieben. Jedenfalls verspricht Genua eine ganze Menge und lohnt sich ganz sicher, an einem Wochenende noch intensiver von uns erforscht zu werden.

Was mich fast noch mehr überrascht hat, war die Tatsache, dass wir problemlos zu Beginn des Ferragosto vor Portofino einen Ankerplatz ergattert haben! Zwar mussten wir bis morgens um 4 Italopop in Dröhnlautstärke über uns ergehen lassen, aber da wir ja wegen des extremen Wellengangs sowieso nicht schlafen konnten, fiel das nicht weiter ins Gewicht.


Dafür zeigte sich die Halbinsel von Portofino am nächsten Morgen in einem äusserst pittoresken Licht, dessen Anblick wir bei unserem early-morning-swim im 29 Grad warmen Wasser auskosteten.

Um kurz nach 7 machten wir uns auf den Rückweg nach Sestri Ponente, ohne Wind und mit Motor. Natürlich nicht ohne Delfinbegegnung vor Camogli!

Vor der Hafeneinfahrt von Genua Stadt kam kurz etwas Hektik auf, weil Skipper und Matrosin aufgrund der Geschehnisse der vergangenen Nacht gleichzeitig eingeschlafen waren, der Autopilot uns brav auf Kurs hielt, aber plötzlich alle möglichen kleineren und grossen Schiffe unseren Weg kreuzten und wir mehrmals ausweichen mussten. Das hätte auch schiefgehen können!

Irgendwann am frühen Nachmittag bugsierten wir Brendanus ohne Marinero-Unterstützung gekonnt in ihre Box und rödelten ein paar Stunden in der Gluthitze, bis die ganze Ladung gelöscht bzw. im Auto verstaut und alles geputzt war. Nach einer kalten Dusche begaben wir uns wieder auf die Strasse. Der Plan ist, über Domodossola und das Wallis nach Hause zu fahren, damit wir uns den 1.-August-Stau am Gotthard ersparen.

So haben wir im Hotel Corona (!) in Domodossola die deutschen Fussballfrauen im EM-Finale gegen England verlieren sehen, anschliessend eine Frustpizza gegessen und werden gleich eine hoffentlich ruhige, sicher aber seegangsfreie Nacht im Hotelbett verbringen, um morgen ausgeruht die restliche Heimreise anzutreten.



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